Ice Hockey


von Sokrates
18.01.2002

Es scheint eigentlich unsinnig, einen Test über ein Spiel zu schreiben, das so simpel aufgebaut ist und so wenige Features bietet wie Ice Hockey. Der Grund, weshalb ich es trotzdem tue ist reine Nostalgie. Ice Hockey war eines der ersten Sportspiele überhaupt auf dem NES und ich verbinde damit eine Menge tolle Erinnerungen an unerbittliche Schlachten rund um die schwarze Scheibe. Doch lassen wir diese persönlichen Gefühle mal beiseite und widmen uns zunächst einmal den harten Fakten, denn schließlich wollen wir euch ja eine objektive Schilderung liefern ;-)

Beim Einschalten der Konsole werdet ihr zunächst mal von einer fröhlich trällernden Melodie empfangen, die euer Kopf schon nach kurzer Zeit gespeichert haben wird. Über und unter der riesigen "Ice Hockey"-Aufschrift präsentieren sich eine Menge kleiner Eishockeyspieler und ihr werdet gefragt, ob ihr alleine oder zu zweit spielen möchtet. Nachdem ihr eure Wahl bestätigt habt, kommt ihr in ein weiteres Menü, wo ihr weitere Spieleinstellungen vornehmen könnt.

Da wären natürlich mal die Mannschaften, von denen 6 zur Auswahl stehen. Es handelt sich dabei nicht wie üblicherweise um NHL-Teams, sondern um die Nationalmannschaften der USA, von Schweden, Polen, Kanada, der UdSSR und der Tschechoslowakei (1988, als dieses Spiel auf den Markt gebracht wurde, bildeten die beiden letztgenannten Länder bekanntlich noch je eine Einheit).

Als zweiten Punkt könnt ihr die Spielgeschwindigkeit als Stufe von 1 bis 5 festlegen, wobei 5 dabei die schnellste wäre. Es gilt hierbei zu beachten, dass der Computergegner durch die Erhöhung der Geschwindigkeit jedoch nicht stärker wird. Diese Veränderung bewirkt lediglich, dass sämtliche Spieler auf dem Platz (auch die eigenen) schneller werden.

Als letztes könnt ihr noch die Spielzeit eines Spieldrittels (7, 10 und 15 Minuten) einstellen. Nachdem ihr euch auch auf diesem Bildschirm für eine Einstellung entschieden habt, gelangt ihr zum Bild der Mannschaftsaufstellung, wo ihr die Möglichkeit erhaltet, eure Spieler etwas du "deformieren". Euch wird sofort auffallen, dass euch nur 4 Feldspieler zur Verfügung stehen, im Gegensatz zum richtigen Eishockey, das (für gewöhnlich :-)) mit 5 Spielern bestritten wird. Ihr könnt die körperliche Beschaffenheit jedes Spielers von schlank über durchschnittlich bis hin zur richtigen Kampfmaschine wählen. Jede Figur besitzt selbstredend gewisse Eigenschaften, die den Spielverlauf entscheidend beeinflussen können. So ist der schlanke Spieler sehr schnell und beherrscht ein hervorragendes Bully, schießt jedoch schwach und kann definitiv nicht für Bodychecks eingesetzt werden. Der breiteste Spieler vertritt in allen Punkten das Gegenteil und die durchschnittliche Figur behält die goldene Mitte. Die Mannschaft des Computers ist gegeben (je nach Team sieht sie etwas anders aus), kann jedoch vom Spieler geändert werden, wenn der Computer auf der Geschwindigkeitsstufe 5 besiegt wird.

Der Spielverlauf an sich hat wenig mit realistischem Eishockey zu tun, sondern ist eindeutig auf den Faktor Spaß ausgelegt. Um den Puck ins Netz zu schieben benötigt ihr keine ausgefeilten Spielzüge. Das Rezept lautet grundsätzlich: Bully gewinnen, geradeaus nach vorne und schießen. Der leider ziemlich schwachsinnige Computer-Torhüter unterstützt diese Technik tatkräftig, indem er vor praktisch jedem eurer Schüsse regelrecht flieht, womit ich auch schon auf die größte Schwäche dieses Spiels zu sprechen komme. Der Computer wird euch nicht sehr lange herausfordern, da er sich in den meisten Situationen falsch verhält und sehr leicht durchschaubar ist. Mit der höchsten Geschwindigkeit seid ihr leider auch nicht viel besser dran, denn abgesehen davon, dass das Spielgeschehen wesentlich rascher abläuft, zeigt der Computer keine Anstalten, sein Spielverhalten zu verbessern. Bei der höchsten Stufe werdet ihr im Gegenteil noch sehr viele Tore mehr erzielen, da ihr nun wesentlich schneller vor dem gegnerischen Tor steht. Die 2-Minuten-Strafe wurde aber Gott sei Dank nicht aus Ice Hockey entfernt. Wenn ihr euch einen etwas längeren Kampf mit einem Gegenspieler um den Puck liefert, endet dies in einer witzigen Keilerei zwischen sämtlichen Feldspielern. Der Schiedsrichter stellt in der Folge den Spieler vom Feld, der sich für die Prügelei verantwortlich zeigt.

Leider verfügt das Spiel nicht über einen Turniermodus oder etwas ähnliches, was die Spielmotivation vielleicht etwas in die Länge gezogen hätte. Es besteht nur die Möglichkeit, ein normales, einzelnes Länderspiel zu bestreiten. Der große Spielspaß kommt beim Zweispieler-Modus auf, in dem ihr euch ohne blauen Flecken und Schrammen ein hartes Duell mit einem Freund liefern könnt. Da sich ein menschlicher Mitspieler nicht so merkwürdig benimmt wie der Computer, bleibt die Freude lange Zeit ungebrochen.

Die Spieler sind putzig gestaltet und unterstützen damit den Fun-Faktor, sie zeigen jedoch keine atemberaubenden Animationen oder dergleichen. Der Hintergrund mit den Zuschauern ist zweckmäßig und wird euch nicht in Atem halten. Die Musik während des Spiels ist fester Bestandteil desselben und lässt sich nicht abschalten. Am Anfang stört sie zwar nicht allzu sehr, wirkt aber über längere Zeit durch die ständigen Wiederholungen etwas nervend. Die Soundeffekte sind gut gelungen und unterstützen sauber das actionlastige Geschehen auf dem Spielfeld.

Alles in allem handelt es sich bei Ice Hockey um ein witziges, einfaches und definitiv nicht realistisches Eishockey-Spiel, das einen "Spiel für Zwischendurch"-Charakter besitzt und vor allem die wahren NES-Fans und die Nostalgiker begeistern wird. Aber mal ehrlich – ist das nicht fast jeder, der den Weg hierher gefunden hat?

Wertung


7/10

Kommentare



Sokrates
Meine Bewertung von 7/10 ist aus meiner Sicht rein objektiv. Subjektiv hätte dieses Game mehr von mir bekommen, was aber – wie eingangs erwähnt – auf meine guten Erinnerungen daran zurückzuführen ist. Ich liebe es, zwischendurch die Scheibe über das Eis tanzen zu lassen und mir die eine oder andere Schlägerei mit den Gegnern zu liefern. Ice Hockey ist ein Stück frühzeitlicher NES-Kult, der für mich nicht mehr von meiner geliebten Konsole wegzudenken ist! =D



Kuros
Dieses Spiel würde ich um ehrlich zu sein stets gegenüber Blades of Steel vorziehen. Dank meiner Meinung nach guter Musikkulisse, flotter Grafik, leicht zugänglichem Gameplay, witziger Kloppereien und natürlich auch dem jubelnden Publikum kommt hier waschechtes Arcade-Feeling auf. So richtig genial wird's aber erst, wenn auch der zweite NES Controller von zwei Händen umschlossen wird - gute Laune absolut garantiert! :)



Seppatoni
Obwohl der Titel schon einige Jährchen auf dem Buckel hat, macht Ice Hockey immer noch verdammt viel Spaß. Vor allem zu zweit offenbart das Spiel seine ganzen Qualitäten. Und die Möglichkeit, seine Teammitglieder selber zu bestimmen (der Fette ist einfach der Hit), macht tierisch Laune: Ob man jetzt mit dem spindeldürren Spieler den Gegnern um die Ohren saust oder mit dem fetten Player einen brachialen Hammerschuss vom Stapel lässt, es gibt einfach viele interessante Konstellationen. Ice Hockey ist ein Klassiker, der auch heute noch viel Fun bringt.